Kann das Heu eingebracht werden oder ist Regen zu erwarten? Wird der Winter streng und lang oder
mild und nass? Unsere Vorfahren verliessen sich bezüglich des Wetters vor allem auf das ererbte und
durch eigene Beobachtungen erweiterte Erfahrungswissen. Dazu kam der Glaube an den Einfluss der
Planeten und ihrer Winkelstellung zueinander, die Bahn und die Phasen des Mondes, der Verlauf der
Lostage, der Heiligengedenktage sowie der zwölf Tage und Nächte zwischen Weihnachten und dem
Dreikönigstag.
Die Grundlagen dafür fanden sich in den traditionellen Bauernkalendern. Dazu kamen der
Hundertjährige Kalender mit seinen Wetterregeln und Hinweisen für Saat und Ernte sowie die ab
Mitte des 17. Jahrhunderts in grosser Zahl gedruckten und bis etwa um 1800 verbreiteten
Planetenbücher.
Kursziele
In diesem Kurs befassen wir uns mit den Grundlagen und der Strukturierung des traditionellen
bäuerlichen Kalenderwissens und den damit verbundenen Unsicherheiten. Stimmt unsere
Zeitrechnung überhaupt? Welche Rolle spielen nach altem Glauben die Planeten und in welcher
Beziehung stehen sie zum Christentum? Wie berechnet man den Jahres- und Tagesregenten? Wann
beginnt und wann endet der Tag? Wann ist Weihnacht und in Abhängigkeit davon: wann beginnen
die Zwölften? Was sind Lostage und wie unterscheiden sie sich von den übrigen
Heiligengedenktagen? Und schliesslich: Mit welchen heiligen und unheiligen Mitteln versuchte man,
sich vor Unwettern zu schützen?
Voraussetzungen:
Vorkenntnisse sind keine erforderlich. Vorausgesetzt wird jedoch Interesse am traditionellen
Volksglauben, der besonders im Alpenraum den bäuerlichen Alltag noch immer bestimmt.
Referenten
Kurt L., war bis 2018 am Historischen Museum Luzern zuständig für
Religion, Magie, Volksglaube und Volksmedizin. Sein hauptsächlichstes Forschungsgebiet sind die
magisch-religiösen Vorstellungen des Alpenraums. Er ist heute vor allem als Fachautor und Referent
tätig.
Ablauf und Weiteres:
Lübbenau befindet sich im Spreewald. Er ist bekannt durch seine einmalige Natur, seine verzweigten Wasserwege und die Tradition der Sorben. Es gibt zahlreiche Sagen, die den Glauben und das Leben der Bewohner beschreiben. Die sorbische Tradition ist verbunden mit zahlreichen Bräuchen, die bis heute praktiziert werden. Zu erwähnen ist die Vogelhochzeit oder Zampern.
Mit einer gemeinsamen Kahnfahrt von Lübbenau nach Lehde erleben wir die Schönheit der Natur vom Kahn heraus. Nach einer Stunde erreichen wir Lehde, wo wir das Freilandmuseums besuchen und viel wissenswertes über das damalige Leben erfahren. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir wieder Lübbenau.
Die Fahrt und der Besuch vom Freilandmuseum Lehde stimmt uns ein, ein Verständnis der Naturverbundenheit und die Sicht auf die Wetterdeutung zu erhalten.
Grundlagen und Strukturierung des traditionellen bäuerlichen Kalenders. Die Zeitrechnung. Der Mond. Seine Stellung und Bedeutung im Kalender. Jahres- Wochen- und Stundenregentschaft der Planeten und wie man diese berechnet. Die Planeten. Ihre Beziehung zum Christentum und den Rauhnächten. Wie schützten sich unsere Vorfahren vor Unwettern? Welche Mittel verwendet sie? Die Rauhnächte und die Zwölften, die Lostage. Werwölfe und Totengeister. Ihr Auftreten und ihre Anbindung an bestimmte Kalendertage. Magische Schutzsegen, Wettersegen und Wetterexorzismen.
Der Kurs ist abwechslungsreich, praxisnah und ein Mix aus Workshop und Austausch.